Sonntag, 31. Mai 2009

Helenio Herrera: Come si gioca al calcio







Ein weiterer Nebenschauplatz der Biennale in Venedig ist mit Sicherheit die Wohnsituation. Diese ist in diesem Falle wiederum verknüpft mit dem Lieblingssport der Italiener: Fußball. In der Wohnung einer italienischen Fußballlegende zu wohnen impliziert zunächst ein sehr ehrfürchtiges Gefühl. Mit ein wenig Zeit wird der Tempel des Meisters erforscht und man stößt auf eine verstaubte Legende in einem unbewohnten Ort. Temporär findet dieser Ort wieder eine Aufladung. Eine Aufladung durch Interesse, aber auch durch die verbreitete Präsenz von Herrera mittels Schaukästen, die wie ein Schrein wirken, in denen Abzeichen, Ehrungen, Urkunden und Bücher zu finden sind.
Kein Wort über den Meister des Catenaccio und kein Wort über den Sklaventreiber vom Rio de la Plata. Die drapierten Gegenstände vermitteln reine Ehrfurcht und verhüllen die rauhe Person des Fußballers und Trainers.
Die Schreinfunktion kann sich nur entfalten, wenn sie durch Personen belebt werden. Für einen kurzen Moment finden sie so wieder eine Verbindung zur Gegenwart.
Es bleibt die Sehnsucht nach ein wenig mehr Defensivspiel im Gesamtarrangement hier, den Giardini und in Venedig selbst.

Freitag, 29. Mai 2009

Miami in Venice


Ab und an wird die erlebte vielleicht auch begründete Aussage getroffen, dass es schon etwas Besonderes ist, wenn man die Art Basel Miami Beach besucht. Die Aufladung des Ortes Miami wirkt sich auf die Kunst, deren Darstellung und Rezeption aus. Das kann man als eine subjektiv getroffene Aussage so stehen lassen. Doch auch diese Idee bleibt nicht an ihrem Ort verankert, sondern hat ihren Weg nach Venedig gefunden.
Das „Italia“ Gebäude während der diesjährigen Biennale di Venezia scheint im Blauton durch die begrünte Anlage. Bei näherer Betrachtung wird man überrascht. Der ursprünglich angebrachte Name „Italia“ wird durch den Schriftzug „La Biennale“ ersetzt und die Gebäudestruktur mit überimensionierten Himmel und Palmenfotos von oben bis unten überzogen. Man fragt sich geht es wiederum nur um die Verhüllung faschistischer Gebäude, die Überhöhung der Kunstbiennale ansich oder um eine parodistische Manie?
Ein gefühltes Miami Flair mitten in der Lagunenstadt. Ob die Verbindung eine gewollte ist oder nicht, ein Miami Flair will sich bei mir nicht einstellen. Aber vielleicht ändert sich das auch, wenn der Ort zu dem besagten Nicht-Ort wird, die Künstlichkeit bis in jede Pore vorgedrungen ist und das geerdete Wahrnehmungsprinzip endlich aufhört einen auf den Boden des Geschehens zu verweisen.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Die Giardini


Es war einmal ein Garten, der wurde zu einem wunderschönen Park.
Die Ruhe vor dem Sturm existiert und die Giardini als Teil der Biennale di Venezia ist immer noch kurz vor der Eröffnung ein Erlebnis zwischen Müllhaufen und Kunst. Wo die Kunst herkommt und wie sie später aussieht kann sich momentan noch niemand richtig vorstellen. Die Verwechslungsgefahr ist groß.
Zwischen grundsätzlich obskuren Bauten, die oft thematisiert, immer noch nicht den Zugang zur einer augenscheinlichen Wahrnehmung gefunden haben, wird Kunst gelagert, aufgebaut und abgerissen. Man bewegt sich an einem Ort, der in einer Woche Menschenmassen aus der weltweiten Kunstszene schluckt und wieder ausspuckt.
Die Länder verstecken unter all diesem Müll die Beiträge ihrer Künstler, umgeben sich mit Geheimniskrämerei und waben ein fast unerfüllbares Netz an Neugierde und Erwartungshaltungen um sich.
Als Ort kann er jetzt noch gesehen werden, da er durch sich selbst lebt. In einer Woche ist es ein Nicht-Ort, der nur noch durch die Kunst "künstlich" am Leben gehalten wird.

Sonntag, 3. Mai 2009

Kunst im öffentlichen Raum - Wasserlichtkonzerte in Hamburg

Kunst im öffentlichen Raum wird grundsätzlich beschrieben mit dem ungefähren Wortlaut, dass es sich dabei um Werke handelt, die epochenunabhängig im allgemein zugänglichen Raum von Jedermann zu erfahren und zu erleben sind. Im Prinzip geht es hier um die Grundidee des demokratischen Kunsterlebnisses. Doch was bekommt man zu sehen und zu endtecken? Der Anspruch an diese Werke klingt human, jedoch ist die Realität eine andere.
In Hamburg handelt es sich hierbei um Wasserlichtkonzerte, ein Überbleibsel etwaiger Internationaler Gartenausstellungen. Diese Wasserlichtkonzerte nehmen jeden Abend um 22 Uhr ihren Lauf. Ein Zusammenspiel von Licht, Musik und Wasserfontänen. Klingt komisch, ist aber so. Jegliche Umschreibung dessen, was man durch realitätsgetreue Teilnahme erfährt, würde unglaubwürdig erscheinen. Trotzdem wird hier ein Versuch gewagt: Die Musik wird in einem zwei Wochen Rhythmus bestimmt. Momentan ist das vorgegebene Thema „Filmmusik“. So sieht man sprudelndes Wasser zu Miss Marple Sound oder wahlweise zu Schindlers Liste. Eine Skurilität, die sich mit dem Titel „Kunst im Öffentlichen Raum“ schmückt. Dieser Bezeichnung hallt meistens ein Hauch von Altbackenheit und Langeweile nach. Nichts neues, nichts zeitgenössisches eben. Dies ist hier andersartig. Hier findet diese Betitelung eine neue Konnotation. Und vorallem: Es wird wirklich in unglaublichen Massen rezipiert. „Kunst im öffentlichen Raum“ erhält nicht nur eine stehende Bezeichung des Daseins, sondern eine wirklich ausgeübte, wahrgenommene und aktive Bedeutung. Welches Kunstwerk mit diesen Grundvorraussetzungen kann das schließlich über sich selbst sagen? So bleibt die Frage, ob der Begriff der „Kunst im öffentlichen Raum“ neu gefasst werden sollte oder ob wir umdenken sollten, weg von tradierten Begrifflichkeiten und hinzu einem offenen Blick, der selbst solche Attraktionen der Darstellung miteinbezieht. Kritische Betrachtung kommt vor allgemein erlernten Mustern. Das vergessen wir allzu oft und reagieren deshalb unkritisch-abtuend gegenüber solchen Phänomenen unserer Zeit.