Donnerstag, 25. Juni 2009

Threshold - the connection between Israel and Chile







Soziale Umstände und politische Zwänge sind immer wieder Auslöser für kunstreife Prozesse. Israel hat 2007 auf der Venedig Biennale ein Fenster in der Realität ihres Pavillons für eine weitschweifende optische Imagination geöffnet. Dieses Jahr ist der chilenische Pavillon unter diesem Schwellentum verzeichnet. Was beide gemeinsam haben, ist die politisch heikle Lage, die einen den Kampf um ein kulturelle Identität und Staatshoheit, die anderen eine Vergangenheit der Millitärdiktatur. Es wurde gefoltert und es wird gefoltert. Das sind Umstände die den Begriff des Threshold, der Schwelle, an der man sich zwangsläufig irgendwann wiederfindet, begreifbar machen. Der Künstler des Chilenischen Pavillons, Ivan Navarro, schafft es in seiner Installation „Threshold“ genauso treffend, wie zuvor die Israelin Yehudit Sasportas in ihrem Werk „Guardians of the Threshold“ diese Umstände und die Ausblicke einzufangen. Beide mit vollkommen unterschiedlichen Medien, aber nie die Zielgerade aus den Augen verlierend. Navarro öffnet die Türen ins Jenseits und in der Betrachtung findet sich jeder selbst in einer Endlosschleife des Unendlichen, auch ohne diese Türen handgreiflich aufzustoßen. In der Konfrontation mit der Tür, die durch das grelle Neonlicht ihre elektrische Wärme, sowie ihre sterile Kühle bewahrt, macht sich kein Wohlfüh-Gefühl breit. Hier wird Kunst ihrem Metier gerecht und errichtet eine Schwelle zwischen dargestelltem, rezipiertem und tatsächlichen politischen Forderungen. Eine Inszenierung auf höchstem Niveau, die ihre Ohren sucht.

Sonntag, 14. Juni 2009

Great Britain restricts Germany - Der Toilettenkrieg der Biennale


Wer dachte, dass Großbritannnien die alten Ressentiments gegenüber dem alten Feind des zweiten Weltkrieges, Deutschland, längst abgebaut hätte, täuscht. Noch sind wir weit entfernt mittels diplomatischer Beziehungen auf einer längerfristigen Ebene zusammenzuarbeiten.
Ein erneuter Versuch der Briten die deutsche Souveränität anzugreifen liegt unter der Gürtellinie. Das British Council hat dem Deutschen Pavillon in Venedig verboten ihre Örtlichkeiten aufzusuchen. Grund hierfür ist eine Verkettung von fadenscheinigen Begründungen, die je nach Person unterschiedlich ausfallen. Das Ergebnis ändert sich dadurch nicht. Dies ist fast schon eine Beschneidung der Menschenrechte, da eine Notdurft zu verweigern lebensbedrohlich werden kann. Sowohl für einen selbst, als auch für das Umfeld. Ohne jeglichen Versuch der Diplomatie wurden diese Restriktionen verhängt. Deutschland akzeptiert und muss weiterhin den langen Weg zum Hauptausstellungsgebäude gehen. Das sind die heutigen Repressionszahlungen, die zu leisten sind.
Es bleibt nicht als das Warten und Hoffen auf eine weiße Toilettenpapierfahne.

Donnerstag, 11. Juni 2009

How are you going to behave?


Um sich mit Liam Gillicks Werk auf der diesjährigen Biennale in Venedig zu beschäftigen reicht ein kurzer Blick nicht aus. Wenn man sich den Hügel der Giardini hinauf begibt und sich den Kolonialisten Großbritannien, Frankreich und Deutschland nähert, ahnt man noch nichts von der bevorstehenden Konfrontation. Der deutsche Pavillon in seiner faschistischen Form steht unverändert an seinem Platz. Jedoch wehen vor der Eingangstür farbige Plastikstreifen,die einen einladen, die andere Welt dahinter zu erforschen. Man stößt sogleich auf eine bekannte Konstruktion, die einen aber unerwartet im Raum fast eiskalt erwischt: Eine Holzkonstruktion, die an eine Küche mit ihren Durchreichen erinnert. Die Küche ist aus unbehandeltem hellen Holz gebaut und versperrt einem sogleich die Sicht und den Laufweg durch die Haupthalle. Der ganze Raum erstrahlt in seiner gestellten Natürlichkeit und Helligkeit. Zugleich nimmt man eine Stimme wahr, die echoartig ihre Bahnen durch die Räume nimmt. Wenn man sich der rauhen männlichen Stimme nähert trifft man auf eine sprechende Katze, der die Worte bildlich in den Mund gelegt wurden.
An dieser Stelle endet der beschreibende Ansatz. Jedoch geht die Ausdeutung erst richtig los. Ob es um Bauhaus, Modernismus, Faschismus, Nationalität oder gar Katzen geht ist umstritten. Aber auf jeden Fall ist das soziale Verhalten unserer Zeitgenossen an ideologisch geprägten Orten wie im deutschen Pavillon in Venedig eine Reise wert.
Fortsetzung folgt...

Sonntag, 7. Juni 2009

The golden lion goes to...

…Bruce Nauman. Der U.S. amerikanische Pavillon hat den goldenen Löwen der Kunst Biennale 2009 abgestaubt. Bruce Nauman ist einer der größten Künstler unserer Zeit, weil er im Gegensatz zu anderen immer zeitgenössisch geblieben ist. Das ist gar keine so leichte Aufgabe, denn das impliziert sich immer weiter mit Themen und Methoden der Umsetzung zu beschäftigen und sich nicht im einem wiederholenden Kreis seiner Kunst selbst zu drehen.
Bruce Nauman ist vertreten mit drei Ausstellungsspots in Venedig, so dass er die Möglichkeit einer breiten zeitgenössisch vergangenen und zeitgenössisch präsenten Darstellung hat.
Aber es ist doch eher eine langweilige und spröde Entscheidung der Juroren, einen bereits über alle Maßen gelobten Künstler zu honorieren. Die Entscheidung ist eine Entscheidung des Unvermögens des Sehens. Die Pavillons öffnen, man huscht durch und nach ein paar Tagen muss man den Preisträger küren. Wer hat da noch Zeit sich einem Kunstwerk wirklich zu nähern. Da ist es doch naheliegend einen bereits etablierten und verstandenen Künstler in Form eines Bruce Nauman auszuwählen und sich somit keiner wirklichen Kritik entgegenstellen zu müssen.

Montag, 1. Juni 2009

Die Ordnung der Dinge: Italienische Wahlplakate








Wahlplakate an sich haben das Ziel die Wählerschaft zu erhöhen. Dies wird im Normalfall in Abstimmung mit den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien gezielt designed. In einem spezifischen Teil Italiens, in Venedig, gibt es trotz der allgegenwärtigen Mafia, ein regelndes System für die Anbringung ebendieser Plakate. Zunächst gibt es extra für die Plakate aufgestellte Wände, und nur auf diesen dürfen Wahlplakate angebracht werden. Zur Zeiten der angehenden Kunstbiennale fragt man sich ob es sich nicht doch um ein Installation handelt. Nachdem man diese Frage verneinen konnte, fällt der kritische Blick sofort auf die Gestaltung. Das geübte ausländische Auge muss sich daran ersteinmal gewöhnen. Es ist kein Bildkonzept, keine einheitliche Darstellung, geschweigedenn eine einheitliche Schriftform sowie Größe zu erkennen. Außer den bekannten Werberennern, wie Kinder und Tiere, blickt man entweder in ein verpixeltes Gesicht, welchem emotionale Parolen zugeschrieben werden, die selbst auf einer Cornflakes Packung nicht zum Kauf anregen würden.
Das Ziel ist klar: Es gibt keines. Es geht um Präsentation einer Vielfalt, die nicht existiert. Und es geht um ein bisher ungeklärtes Phänomen der Häßlichkeit in der Geschichte des ansonsten gestylten italienischen Daseins.