Donnerstag, 22. Oktober 2009

Das Schaf im Wolfspelz - oder Nietzsche in einer Henry James Hülle




Der Isländische Pavillon verkörpert auf den ersten Blick alles, was ein gutes Kunstwerk und in diesem Fall ein eigenständiger Pavillon auf der diesährigen Biennale di Venezia 2009 ausmacht. Der Künstler Ragnar Kjartansson und sein Model, sowie ein Assistent im Eingangsbereich, der wie ein Galerie Jüngling wirkt, inszenieren eine altbekannte Atelierszene. Der Maler, das Model, das Atelier, der Terpentingeruch, die überall verteilten Leinwände, Schachpartien, klassische Musik und Nietzsche in einem Henry James Buchumschlag.

Jedoch muss über die Idee einer professionell dargestellten und überzeugenden Performance des Künstlers in seinem Atelier hinaus geblickt werden.

Im Grunde verneint diese Darstellung im großen Stil genau diese Sichtweise und stellt eher eine Persiflage auf diese künstlerische Hochstilisierung dar. Nicht nur, dass vertraglich festgehalten wurde, dass das „Model“, selbst Künstler seines Zeichens, 12 Flaschen Bier pro Tag trinken soll, bringt die träumerische Vorstellung der künsterischen Inspirationsquelle ins Wanken. Auch wenn diese 12 Flaschen pro Tag letztendlich nicht zum Einsatz kommen.

Deutlich in der Ausstellung wird die Zurschaustellung des Betrachters, der Teil des Dispositivs Isländischer Pavillon wird, sobald er diesen betritt, sobald man sich auf das Zurschaugestellte einlässt und es liebt ohne es zu hinterfragen. Der Blick dahinter offenbart, dass die Rolle des Betrachters thematisiert wird und gleichzeitig das humanistische Weltbild stärkt. Eine erneute Institutionskritische Stellungnahme, die ihresgleichen sucht.