Donnerstag, 2. April 2009

Unsere subkulturelle Hochkultur

Unser aller Subkultur waren lange Bands, Literaten, Schausteller, die niemand kannte. Irgendwann dann schon. Die Entzückung diese Menschen schon gekannt zu haben, bevor sie berühmt wurden reichte aus. Diese hochgehaltene Subkultur waren die Literaten, die Bücher schrieben und die pure Wahrheit in Worten formulierten. Es ging um die äußerste Kritik an den Lebensumständen und das Leben nach dieser Kritik. Und heute? Ein Rocko Schamoni, der über seine Jugend schrieb und dessen Bücher von jedem Landei als das Buch, das unbedingt geschrieben werden musste hochgeschrien wird, ist nicht mehr als in dem System unserer Zeit angekommen. Ein Heinz Strunk schreibt über seine disaströse Teenie Zeit, in der er von Akne gepeinigt wurde und die Mädels von ihm nichts wissen wollten. Ist das nicht das Kennzeichen jeder Pubertät und auch darüberhinaus, dass man selbst ohne Akne zu haben, sich die Helden unseres Alltags nie in einen verlieben? Und das auch ohne Pickel und ohne eine zwischenzeitliche Mutation. Die Subkultur, die man verehrte, ist längst keine anbetungswürdige, geschweigedenn akzeptable Erscheinung mehr. Sie wurde das, was sie selbst am meisten hasste: Teil des Systems.
Es muss zwangsläufig zu einem Mangel an jeglichem Verständnis für die Umwelt führen. Die eigene Welt, das ist das was zählt. Gar nicht mal so dumm. Aus diesem Grund bedarf es immer neueren Subkulturen, die sich gegen das gleiche ursprüngliche Ziel aufbäumen, es allerdings noch mit voller Überzeugung tun und ohne Dollar Zeichen in den Augen.
Gustav, die einzig ernstzunehmende Band unserer Zeit spricht wahre Worte. Die One-Woman-Band sagt über sich selbst, konsequenterweise hätte sie aufhören müssen Musik zu machen. Alles wurde gesagt, alles kritisiert und in Frage gestellt. Aber sie gesteht sich selbst die Schwäche ein, weiterzumachen, da sie Spaß an ihrer Musik hat und wahrscheinlich ihre Bestimmung für diesen Moment darin sieht. Welch offenes Geständnis! Rocko Schamonis Buch wurde verfilmt, aufgeführt, rezitiert, hundertmal widergekäut. Dasselbe ist mit seinen Studio Braun Kollegen, Heinz Strunk und Jacques Palminger, passiert. Sie spiegeln heute in keinster Weise das wider, was ursprünglich die intendierte und innovative Position war. Sie sind zur subkulturellen Hochkultur emporgestiegen. Glaubwürdige Subkulturen jedoch müsssen sterben und für Tod erklärt werden. Der Autor ist es bereits, wenn wir einem Barthes und Foucault glauben. Was wir brauchen ist keine Hyperstilisierung des Gestrigen, sondern eine Subkultur von morgen und am besten bereits von Übermorgen.

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