Montag, 4. Januar 2010

Thomas Demand in der Neuen Nationalgalerie




Die Ausstellung von Thomas Demand in der Neuen Nationalgalerie in Berlin musste sich immer wieder den Pro und Contras der Presse stellen. Aber begeistert schien niemand zu sein. Nicht zuletzt sorgten die von Botho Strauss geschriebenen Beitexte für Allerlei Gesprächsstoff: Geht es jetzt um die Bilder oder um das geschriebene Wort? Wer rückt was in den Hintergrund oder täuscht der vordergründige Schein?

Die größte Ausstellung Demands in Deutschland wirkt eher klein und fein. Die Vorhänge, die einerseits schwer von der Decke hängen, andererseits wie leichte Papierkonstruktionen wirken, schmiegen sich elegant hinter die Fotografien von Thomas Demand. Die Schaukästen, die jedes Bildthema begleiten scheinen ebenso zerbrechlich und unecht, wie die ralitätsgetreuen Nachbauten Demands in ihrer fotografischen Darstellung fehlerhafte Anwandlungen aufweisen.
Die angelegte Täuschung des Betrachterauges wird bildinherent bereits zerstört. So fallen beim Zigarettenautomaten die fehlenden Markenzeichen auf, bei der Bushaltestelle fällt selbst dem kleinen Jungen von nebenan auf, dass der Boden aber unecht aussieht. Dieses Prinzip zieht sich in der Ausstellungsarchitektur durch. Die teilweise platzierten Holzwände sind an der Seite grob abgesägt, wirken in ihrer Querstruktur wie die sich wölbenden Vorhänge in der Vertikalen.
Wenn man sich nun über die Bild- und Ausstellungsgrenzen hinaus begibt, stellt man fest, dass selbst der Mies van der Rohe Bau in seiner zunächst perfekt wirkenden Eleganz, im Grunde nicht ganz so echt wirkt und an allen Ecken und Enden ausbesserungsbedürftig wäre.

So ist das auch mit den Bildern von Thomas Demand und den Beitexten von Botho Strauss. Beide verlangen nach Ergänzung, der eine kann ohne den anderen nicht. Eine großartig durchdachte Ausstellung, die nicht nur neue Blicke auf die Fotografien Demands wirft. Die Konstruktionsleistung innerhalb der Räume der Nationalgalerie und mit der Architektur selbst ist beeindruckend. Am Ende ist es jedoch der Betrachter, der den Texten seine Imagination und den Bildern seine sprachliche Ergänzung zuteil werden lassen muss.

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