Freitag, 7. Mai 2010

Neverland - oder der Versuch der Sakralisierung eines Nicht-Ortes




Das Gallery Weekend empfängt seine Besucher und fährt auf mit einem reichhaltigen Programm für die Sinne. Alles in allem besticht das Wochenende durch gut ausgewählte Positionen und ein hochwertiges Programm. Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel und Aussetzer stechen dafür umso gewaltiger heraus.
Der „me Collectors Room“ in der Auguststraße, fast direkt neben den Kunstwerken, feiert die Eröffnung des Sammelsuriums des Herrn Olbricht. Im Grunde eine rührende Geschichte: Am Anfang war das Feuerwehrauto. Und eine Flamme der Sammelleidenschaft wurde entfacht.
Nichtsdestotrotz betritt man das Gebäude, eine Mischung aus einer hochpolierten H&M Imitation und einer höchst amerikanisierten Imbissbude. Während man sich so durch das Gebäude bewegt hat man eher das Gefühl schnell an die Kasse zu müssen um sich das Oberteil zu kaufen, das man noch nicht mal probiert hat, weil die Schlange vor den Umkleiden zu lang war.
Und plötzlich erhascht man durch eine Glasscheibe einen Blick in den Ausstellungsraum: Der Blick fällt auf einen bunt gemischten Saal in dem sich Antikes, Ready-mades und surrealistisch anmutende Gemälde die Hand geben. Ganz hinten an der Wand drängt sich ein Bild ins Blickfeld, welches, wie aus einem Märchenbuch entsprungen, einen Reiter auf einem Schimmel zeigt. Sofort ist klar, dass es sich um den King of Pop handelt. Obwohl der mittlere Bildteil vollkommen von einer Säule verdeckt ist. Man kann nur hoffen, dass die Säule aus statischen Gründen dort steht, denn ästhetisch kann man ihr nichts abgewinnen. Auch der Rest des Gebäudes ist nicht mehr als hübsch, aber schwarz. Wer allerdings einen perfekten Black Cube sehen möchte sollte sich in die Linienstraße 40 begeben: Roger Bundschuh und Cosima von Bonin haben sich so richtig ins Zeug gelegt und überzeugen mit ihren architektonischen Lösung gewaltig, ganz ohne Extras - einfach geil.
Die überbezahlten DJs langweilen sich an ihren Plattentellern zu Tode. Spaß sieht anders aus. Aber ihre Lieder bleiben nicht ungehört. So popt Michael Jackson aus den Boxen: „Live your live off the wall“. Eine kommentarlose Stille bleibt zurück. Wir zünden eine Kerze an.
This is it!

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